Die Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen erhält ihre erste LOEWE-Start-Professur. Sie geht an Dr. Martin Hebart, der auf die Professur „Computational Cognitive Neuroscience and Quantitative Psychiatry“ an der JLU berufen wurde. Die Sach- und Personalausstattung der Professur wird mit Mitteln aus dem Forschungsprogramm LOEWE des Landes Hessen in Höhe von knapp zwei Millionen Euro über einen Zeitraum von sechs Jahren gefördert.
Schnittstelle von Psychologie, Neurowissenschaften, Informatik
„Dr. Hebart arbeitet an der Schnittstelle von Psychologie, Neurowissenschaften und Informatik – ein hoch spannendes Gebiet, auf dem die Expertise von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Dr. Hebart international sehr gefragt ist. Ich bin sehr froh, dass die JLU ihn mit Unterstützung unserer LOEWE-Förderung nach Gießen holen konnte“, erklärt Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Die Berufung zeigt damit erneut, dass unser Konzept aufgeht: Mit den LOEWE-Spitzen-Professuren können wir etablierte wissenschaftliche Stars besser in Hessen halten oder hierherholen – und mit den LOEWE-Start-Professuren gelingt uns das auch für vielversprechende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem früheren Karrierestadium.“
„Die Wahrnehmungs- und Kognitionsforschung der JLU hat sich in den vergangenen 20 Jahren national und international einen hervorragenden Ruf erarbeitet, auch in Verbindung zu den klinischen Fragen. Ich freue mich außerordentlich darüber, dass mit Dr. Martin Hebart einer der renommiertesten Experten auf diesem Gebiet unseren Ruf angenommen hat und künftig gemeinsam mit den anderen hochkarätigen Gießener Professuren und Arbeitsgruppen in diesem Bereich forschen wird“, sagte JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee.
Fokus auf Objektwahrnehmung
Dr. Hebarts wissenschaftlicher Fokus liegt im Bereich der Objektwahrnehmung. International renommiert ist er unter anderem für die Verknüpfung von Verhaltens- und Hirndaten mit Künstlicher Intelligenz sowie für die Entwicklung hierfür gängiger und weltweit häufig genutzter Softwarepakete. Er engagiert sich besonders in der Methodenentwicklung sowie auf dem Gebiet der „Open Science“; die von ihm entwickelten Softwarepakete werden weltweit häufig genutzt. Er wurde als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes im Fach Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Nach Forschungen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sowie einem Humboldt-Stipendium, das ihn in die USA an das angesehene National Institute of Mental Health in Bethesda führte, leitet er seit 2019 die unabhängige Max-Planck-Forschungsgruppe „Visuelle Wahrnehmung und computergestützte Kognitionsforschung“ am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.
Die LOEWE-Start-Professuren
LOEWE-Start-Professuren richten sich an exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem frühen Stadium ihrer Karriere, die mit einer Ausstattung von bis zu zwei Millionen Euro für den Zeitraum von sechs Jahren für den Wissenschaftsstandort Hessen gewonnen oder hier gehalten werden. Bisher wurden solche Professuren vergeben an:
Prof. Dr. Crispin Lichtenberg wurde mit Unterstützung der LOEWE-Förderung an die Philipps-Universität Marburg berufen. Er untersucht insbesondere Verbindungen des Elements Bismut, mit dessen Hilfe sich chemische Reaktionen in Gang setzen lassen, die sonst nicht oder nur unter hohem Aufwand möglich wären.
Prof. Dr. Timo Richarz, seit 2019 Professor für Algebraische Geometrie und Zahlentheorie am Fachbereich Mathematik der Technische Universität (TU) Darmstadt, erforscht unter anderem, wie Mathematik das Internet sicherer machen kann – ein Thema, dessen Bedeutung nicht erst mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und den damit verbundenen Cyber-Attacken stark gewachsen ist.
Die LOEWE-Spitzen-Professuren
Mit LOEWE-Spitzen-Professuren können exzellente, international ausgewiesene Forschende für fünf Jahre zwischen 1,5 und 3 Millionen Euro bekommen. Sie wurden bisher vergeben an:
Prof. Dr. Iryna Gurevych, Arbeitsgebiet „Ubiquitäre Wissensverarbeitung“ am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt. Die Professorin lehrt und forscht seit 2006 an der TU Darmstadt in der automatischen Sprachverarbeitung und künstlichen Intelligenz. Sie fokussiert auf Anwendungen in Geistes-, Human- und Sozialwissenschaften.
Prof. Dr. Stefan G. Hofmann, Arbeitsgebiet „Translationale klinische Psychologie“ an der Philipps-Universität Marburg. Prof. Dr. Hofmann trat zugleich eine Alexander von Humboldt-Professur an, die ihm als höchstdotierter internationaler Wissenschaftspreis Deutschlands 2021 verliehen wurde. Der zuvor in Boston forschende und lehrende Psychologe zählt auf dem Gebiet der Stimmungs- und Angststörungen zu den einflussreichsten Forschenden in seinem Fach.
Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt und Professorin für Medizinische Virologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Mit ihrem Team arbeitet sie daran, SARS-CoV-2 und COVID-19 zu verstehen, Nachweisverfahren zu optimieren sowie wirksame Angriffspunkte für Medikamente zu finden. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat ihr 2021 den Titel „Hochschullehrerin des Jahres“ verliehen, unter anderem für ihre Beiträge im Podcast „Coronavirus Update“ des Norddeutschen Rundfunks.
Prof. Dr. Haya Shulman, LOEWE-Spitzenprofessorin am Fachbereich Informatik der Goethe-Universität in Frankfurt, leitet die Abteilung Cybersecurity Analytics and Defenses am Fraunhofer-Institut SIT in Darmstadt und koordiniert den Forschungsbereich Analytics Based Cybersecurity am Nationalen Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE. Sie entwickelt Methoden dafür, unsere Gesellschaft vor Cyberangriffen zu schützen.
Prof. Dr. Susanne Herold, Professorin für Infektionskrankheiten der Lunge an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und Abteilungsleiterin des Schwerpunkts Infektiologie des Universitätsklinikums in Gießen, ist eine der Schlüsselfiguren der Lungenforschung als profilbestimmendem Schwerpunkt der JLU. Sie und ihr Team untersuchen die Interaktion von Viren und Bakterien mit ihrem Wirt, um daraus bessere Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten entwickeln zu können.
Prof. Dr. Andreas Fischer-Lescano, Inhaber der Professur „Just Transitions“ am Fachbereich Humanwissenschaften der Universität Kassel. Er ist erstes Mitglied des Direktoriums des neuen „Kassel Institute for Sustainability“, mit dem die Universität ihren Profilbereich „Nachhaltige Transformationen“ stärkt. Als Rechtswissenschaftler geht er der Frage nach, wie soziale und ökologische Transformationen möglichst gerecht juristisch implementiert werden können.