Die Anforderungen dieser Menschen an das Fachpersonal sind hoch. Unterstützung kommt nun von Roboter „Temi“, der im Rahmen des Projekts „TeilhabeAssistenz - Digitale Lösungen für betreute Wohnformen“ die Selbständigkeit der Klientinnen und Klienten fördert und die Teilhabe an einer digitalen Welt ermöglicht. Unter Führung der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) am Forschungszentrum FUTURE AGING wurde „Temi“ gemeinsam mit der Firma PureSec GmbH aus Idstein, und den Vitos begleitenden psychiatrischen Diensten von Vitos Südhessen in Riedstadt und Vitos Rheingau in Eltville hinsichtlich der Anforderungen der Zielgruppe an die digitale Teilhabe entwickelt und in betreuten Wohneinrichtungen erprobt. Das Hessische Digitalministerium hat das Projekt mit 361.334 Euro aus dem Förderprogramm „Distr@l – Digitalisierung stärken, Transfer leben“ unterstützt. „Temi“ fördert mit seinen neu entwickelten Anwendungsmodulen die Klientinnen und Klienten in ihrer Selbstständigkeit und stärkt digitale Kompetenzen. Aber auch das Personal wird entlastet, indem ‚Temi‘ leichte Alltagsaufgaben übernimmt und so den Fachkräften mehr Zeit für die individuelle Betreuung ermöglicht“, so Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus.
Projekt „TeilhabeAssistenz - Digitale Lösungen für betreute Wohnformen“
Roboter ‚Temi‘ wird für relevante Bereiche des betreuten Wohnens wie die Digitale Betreuung, die Digitale Assistenz und die Digitale Teilhabe eingesetzt. Dazu zählen u.a. die Alltagsplanung und -strukturierung, Videoanrufe oder die Nutzung von Unterhaltungsangeboten. Die Mitwirkung im Tagesablauf wird hierdurch gefördert, zusätzlich kann die Versorgungsqualität verbessert werden. Dank der Applikationen des Roboters wurden neben der digitalen Teilhabe der Klientinnen und Klienten auch die individuellen Kommunikationsmöglichkeiten erweitert.
Das Projekt „TeilhabeAssistenz - Digitale Lösungen für betreute Wohnformen“ ist ein zu diesem Zweck geschlossenes Verbundvorhaben zwischen der Frankfurt University of Applied Sciences, die die Koordination sowie wissenschaftliche Bearbeitung übernommen hat, und der Firma PureSec GmbH, die den Projektbereich der technischen Umsetzung verantwortet. Vitos Südhessen und Vitos Rheingau haben als assoziierte Partner am Projekt mitgewirkt. Die Zusammenarbeit der Kooperationspartner konnte somit deren Expertise zur bestmöglichen Umsetzung des Projekts vereinen.
„Berührend war zu beobachten, dass digitale Teilhabe mit Telepräsenzrobotern bei Menschen mit psychischen Erkrankungen möglich ist und ihnen diese Form der Kommunikation sogar Spaß macht“, so Projektleiterin Prof. Dr. Barbara Klein, Professorin für Organisation und Management der Sozialen Arbeit an der Frankfurt UAS und Sprecherin des Forschungszentrums FUTURE AGING. Für Klein steht der Mensch im Mittelpunkt: „Mir ist wichtig, dass Roboter zum einen Pflegekräfte unterstützen und entlasten und ihnen so zeitliche Ressourcen für zwischenmenschliche Beziehungen zur Verfügung stehen und zum anderen Roboter den Klientinnen und Klienten helfen, selbstbestimmt agieren zu können.“
„Das Besondere am Assistenzroboter ‚Temi‘ und der Teilhabe-App ist, dass er sich von den Betreuern selbst anpassen lässt und somit auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer eingestellt werden kann. ‚Temi‘ kommuniziert dabei vorwiegend über Sprache, vergleichbar zu der Interaktion von Mensch zu Mensch, und ist so eine wertvolle Hilfe im Alltag“, so Helmut Honermann, Geschäftsführer der PureSecGmbH.
Der Assistenzroboter wurde mittlerweile bereits in Wohngruppen der Einrichtungen von Vitos Südhessen und Vitos Rheingau praktisch erprobt.
„‚Temi‘ wurde von allen Beteiligten bei uns durchweg positiv angenommen“, so Peter Mann, Regionalleiter Süd der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste. „Wir sind begeistert von den Rückmeldungen auf beiden Seiten: Die Klientinnen und Klienten hat er bei der Bewältigung des Alltags gefördert und hat zudem kleinere Tätigkeiten übernommen, wodurch er die Kolleginnen und Kollegen entlastet hat. Alle haben sich für einen dauerhaften Einsatz von ‚Temi‘ in der Wohngruppe ausgesprochen.
Hintergrund
Das Förderprogramm Distr@l ist Ende 2019 gestartet und läuft ausgesprochen erfolgreich. Distr@l ist auf Forschungs- und Entwicklungsprojekte ausgerichtet, die signifikant den Stand der Technik erhöhen. Distr@l ist bewusst mit vier Förderlinien branchen- und themenübergreifend aufgestellt, um die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft zielgruppenorientiert zu ermöglichen. Das Distr@l-Fördervolumen beträgt 65 Millionen Euro für die Jahre 2020 bis 2025. Bisher wurden insgesamt 133 Projekte mit einem Gesamtvolumen von knapp 40 Millionen Euro zur Förderung ausgewählt; weitere 34 Millionen Euro werden durch die Wirtschaft zur Kofinanzierung der Projekte zusätzlich bereitgestellt.